Programm 2020

Wie schmeckt Future Food?

mit Dr.Karlheinz Steinmüller und Prof. Dr. Reinhold Leinfelder | Host: Alexander Mäder
Können wir es uns leisten, 7 Milliarden, bald 8 Milliarden Menschen weiterhin so zu ernähren wie heute – die einen mit Unmengen an ressourcenverschwendendem, meist viel zu billigem Fleisch, die anderen weit unter dem täglichen Minimalbedarf? Die Antwort liegt auf der Hand: Nein! Wie aber dann? Forscher und Lebensmitteltechniker setzen auf Algen, auf Insekten und auf Zuchtfleisch. Bei letzterem wird in einem Bioreaktor aus Tierzellen ein Stück Fleisch gezüchtet. Aber wollen wir das wirklich essen? Bevor wir anfangen, über den Geschmack von Zuchtfleisch zu diskutieren, sollten wir eher unsere Esskultur überdenken.

Wenn Roboter menschenähnlich werden

mit Emma Braslawsky und Prof. Dr. Steffen Staab | Host: Eva Wolfangel
Die sogenannten Maschinenstürmer zerschlugen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Dampfmaschinen und mechanische Webstühle, weil sie annahmen, dass ihnen diese Maschinen die Lebensgrundlage entziehen würden. Wo sind sie heute, die Maschinenstürmer? In Fabriken arbeiten Roboter, Geld und Fahrkarten kommen aus Automaten. Wenn Roboter mehr und mehr humanoid werden, können sie möglicherweise sogar in der Betreuung von dementen Menschen eingesetzt werden. Die Fortschritte in der Sensorik, der Automatisierungstechnik und der künstlichen Intelligenz lassen erahnen, dass Roboter bald noch weitere Berufsfelder erobern werden.

Wie sieht die post-fossile Stadt aus?

mit Markus Hammerschmitt und Prof. Dr. Cordula Kropp
Während sich die Corona-Krise erneut zuspitzt, fällt es schwer, an die viel größere Krise zu denken, die auf uns wartet: die Klimaveränderungen, die wir selbst provoziert haben. Nur hier und da dringen die Nachrichten von Waldbränden in Kalifornien und in Sibirien durch den Pandemie-Alarm. Aber die Klimakrise wird uns vor ganz andere Herausforderungen stellen als SARS-CoV-2. Nirgendwo wird das deutlicher als bei den massivsten Treibern der Klimakrise – den großen Städten. Wie sehen die konkreten Herausforderungen aus? Warum hat alles Reden über den urbanen Anteil an der Klimakrise bisher so wenig genützt? Und: Ist uns wirklich klar, in welcher Klemme wir da stecken?

Wieviel Wirklichkeit lässt sich simulieren?

mit Tad Williams und Prof. Dr. Michael Resch | Host: Eva Wolfangel
Durch Hochleistungscomputer errechnete Simulationen erlauben uns, einen Blick in die Zukunft zu nehmen. Das stimmt, und das stimmt auch wieder nicht. Der errechnete „Blick in die Zukunft“ ist schließlich nicht mehr als eine mathematische Fortführung von zuvor getroffenen Annahmen. Denken wir an die Erderwärmung. Oder an die Ausbreitung einer Pandemie. Oder an Flüchtlingsströme. Je nach der Annahme, von der wir ausgehen, können die Ergebnisse beruhigend oder erschreckend sein. Die zentrale Frage ist aber: Welche politischen Entscheidungen folgen aus der Simulation? Den Extremfall eines Lockdowns durften wir vor kurzem erleben.

Die Zukunft des Bezahlens

mit Prof. Dr. Jens Schröter, Wilfried Münch | Moderation: Anna Reisch
Wenn über die Zukunft des Bezahlens und mithin des Geldes räsoniert wird, gibt es im Grunde zwei mögliche Optionen: Die dominante Option ist, dass selbstverständlich auch in der Zukunft noch bezahlt wird, aber vielleicht mit neuen Medien des Bezahlens – kontaktlos, gestützt auf Daten oder mit digitalen Währungen, die keine Banken mehr benötigen. Die minoritäre Option – die aber immerhin auch in populären Science Fiction-Darstellungen wie Star Trek auftritt – ist, dass in der Zukunft vielleicht nicht mehr bezahlt werden muss, da ganz andere ökonomische Formen existieren werden: Und warum auch nicht? Menschen haben immer geglaubt, die sozialen, politischen, kulturellen, religiösen etc. Positionen ihrer Gegenwart seien universell und ewig gültig, gestimmt hat das nie. Vielleicht sind auch unsere ökonomischen Formen nur eine Episode in der Geschichte.

Privacy by Design: Ja, Du kannst beides haben: Innovation und Privatsphäre!

mit Prof. Dr. Jaap-Henk Hoepman | Host: Ernst O. Wilhelm
Die Verknüpfung der Künstlichen Intelligenz mit dem Internet der Dinge öffnet die Türe zu fantastischen Anwendungsszenarien, die wir bisher nur aus der Science Fiction kannten wie z.B. sogenannte „Smart Devices“, die darauf programmiert sind, unsere Wünsche kennenzulernen, um diese so gut wie möglich zu erfüllen. Bei sogenannten „Smart Toys“ wird die vom Smartphone bereits vertraute enge Verbindung mit eigenen Selbst um eine weitere Dimension ergänzt: Das Gerät wird zu einem Objekt, welches einen Namen bekommt und zu dem eine „persönliche Beziehung“ aufgebaut wird, in deren Rahmen sehr persönliche Daten gesammelt werden. Wie steht es aktuell um den Schutz dieser Daten und wie kann eine  Zukunft aussehen, in der wir „Smart Devices“ bei gleichzeitig Wahrung unserer Privatsphäre nutzen können?

Cakes, Lies and A.I. – Die Darstellung Künstlicher Intelligenz in Videospielen

mit Dr. Andreas Rauscher
Der unberechenbare Computer HAL aus Stanley Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum (1968) ging als Prototyp einer neurotischen Künstlichen Intelligenz in die Filmgeschichte ein. Heute bevölkern seine Nachfolger die unterschiedlichsten Videospiele: Der psychopathische Rechner GlaDOS aus der Portal-Reihe (seit 2007) versucht die Spieler*innen mit einem nicht existenten Kuchen in einem undurchsichtigen Labyrinth ins Verderben zu locken. Ebenso wie die Künstliche Intelligenz Shodan in der Reihe System Shock (1994) gehört er zu den prominentesten A.I.-Varianten in Videospielen. Während auf der Leinwand HAL durch seine sanfte Stimme, die im deutlichen Kontrast zu seinen mörderischen Plänen steht, verstört, nimmt die Darstellung der Künstlichen Intelligenz im Videospiel unmittelbaren Einfluss auf die Spielmechanik und das Regelsystem.

Die für Games spezifische Kombination aus Spielerfahrung und Motivgeschichte steht im Mittelpunkt des Vortrags, der sich auf eine Spurensuche durch die Geschichte der Videospiele nach verschiedenen spielerischen Darstellungsformen der Künstlichen Intelligenz begibt. Anhand ausgewählter Beispiele werden die besonderen kreativen und künstlerischen Möglichkeiten des Videospiels für eine aktuelle Aufbereitung eines der ältesten und relevantesten Themen der Science-Fiction diskutiert und vorgestellt.

Cyborgs in Dystopia – Künstliche Intelligenz in Animes
am Beispiel von Ghost in the Shell

mit Dr. Andreas Rauscher und Prof. Dr. Cordula Kropp
Wie kaum ein anderes Genre eignet sich die Science-Fiction zur philosophischen Reflexion von Identitätskonzepten und gesellschaftlichen Konflikten. In der Tradition stilprägender Dystopien wie Blade Runner (1982, 2017) beschäftigen sich der Manga Ghost in the Shell und seine Verfilmung durch Mamoru Oshii (seit 1995) mit der Frage nach der Identität künstlicher Intelligenzen und deren Status in der Gesellschaft. Der vielschichtige Cyber-Thriller bildet den Ausgangspunkt für ein ganzes Universum an Sequels und Spin-Off-Serien, in denen die ursprünglichen Fragestellungen des Films weiter vertieft werden.

Der Impuls-Vortrag skizziert die philosophischen und kulturellen Perspektiven des schillernden Franchise-Universums. Der in Serien, Filmen und Comics etablierte Kosmos von Ghost in the Shell leistet nicht nur einen stilprägenden Beitrag zur aktuellen Diskussion um Künstliche Intelligenz in der Science-Fiction. Das Franchise skizziert auch eine alternative und ambivalentere Haltung gegenüber technischen Entwicklungen, die in westlichen Filmen und Serien von Terminator (seit 1984) bis Matrix (seit 1999) weitaus skeptischer und kulturpessimistischer betrachtet werden.