Final Frontier

Die frühe Science Fiction war voller Entdeckerlust – kritischer könnte man sagen, voller Eroberungslust. Von einer Erde aus, die zwischen den großen Kolonial- und Wirtschaftsmächten endgültig aufgeteilt schien, von einem Planeten aus, der noch unentdeckte Winkel, aber keinen unbekannten Kontinent mehr zu bieten hatte, schien der Weltraum einen endlose Neulandzone für Pioniere, Glücksritter, Forscher, Existenzgründer und Eigenbrötler jeder Art. Technische Probleme und wissenschaftliche Erkenntnisse dämpften die wilde Träumerei von Tausenden menschlichen Kolonien auf eben so vielen schnuckeligen Planeten dann erheblich. Bewohnbare Planeten waren weit und breit keine in Sicht, die Mühen, auch nur zum Mond und wieder zurück zu kommen, waren erheblich, und eine Reise aus unserem Sonnensystem hinaus in ein anderes, war nun klar, würde viel zu lange dauern, als dass ein einzelner Mensch Abflug und Ankunft erleben konnte. 
In den Augen der breiten Öffentlichkeit ist jede Raumfahrt, die über die Erdumlaufbahn hinausreicht, das sündhaft teure Luxusprojekt einiger verschrobener Forscher, die mit  so aufwändigen wie unzuverlässigen Sonden weitgehend nutzlose Daten zur Befriedigung akademischer Wissbegierde sammeln. Konzerne, Regierungen und natürlich Wissenschaftler weltweit sehen das ganz anders. Für sie ist der Weltraum nicht einfach „the final frontier“, eine Herausforderung um ihrer selbst willen, sondern die möglicherweise einzige Lösung für die Probleme einer immer weiter wachsenden Menschheit auf einem endlichen Planeten. Rohstoffe, Energie, Lebensraum – das alles soll der Weltraum liefern.
Tatsächlich werden, vom Gros der Menschen kaum bemerkt, wichtige Fortschritte in der Raumfahrt erzielt. Die chinesische Raumsonde „Chang’e 3“ und ihr Robotergefährt „Jadehase 2“ haben im Januar 2019 mit Hilfe eines Funksatelliten erstmals erfolgreich auf der erdabgewandten Seite des Mondes operiert. Die Sonde „Juno“ schwenkte am 5. Juli 2016 in eine Umlaufbahn um den Jupiter ein. Ihre Reise dorthin war eine navigatorische Meisterleistung, und schon jetzt hat die Sonde eine Fülle an neuen Erkenntnissen über den Jupiter ermöglicht. Das alles ohne den üblichen Nuklearantrieb – Juno hat ihn einfach nicht gebraucht. Und am 12. August 2018 startete die „Parker Solar“-Sonde zur Sonne. Auf dem Weg dorthin wird sie zeitweise das schnellste menschengemachte Objekt aller Zeiten sein (430.000 mph). Die technologischen Neuerungen, die „Parker Solar“ möglich gemacht haben, sind erstaunlich, sowohl auf dem Gebiet der Hardware als auch auf dem der Software. Die Tür zum Weltraum steht also wieder viel weiter offen für Pläne und Projekte als in der Zeit nach den Apollo-Expeditonen der 60er und 70er Jahre. Fragt sich nur, welche Projekte künftig Priorität bekommen, private oder öffentliche, zivile oder militärische? Und welche Visionen die Erdbevölkerung dazu bringen können, ihren Blick auf die Sterne zu richten.